Gemeinsam handeln in Ritterhude

Die Gesellschaft ist von immer größerer Individualisierung geprägt. Das hat unbestreitbar große Vorteile, denn es gestattet dem Einzelnen sich sein Leben so einzurichten, wie er es gerne hätte. Individualisierung schafft also in dem Sinne größere Freiheiten. Gleichzeitig empfinden viele Menschen einen Verlust. Gemeinsinn, Rücksichtnahme Verbundenheit findet, gefühlt, oft nur noch in der eigenen Gruppe und Lebenswelt statt.

Eine Gemeinde ist nun aber mehr als nur ein Lebensort von Menschen, die zufällig zusammen auf einem Gebiet wohnen. Diese Menschen haben vieles gemeinsam. Sie nutzen die gleichen Straßen, die gleichen Gebäude, die Schule, den Sportverein oder überhaupt die Vereine, die Dorfgemeinschaftshäuser, die Wanderwege, das kulturelle und wirtschaftliche Angebot, sie treffen und begegnen sich. Mit anderen Worten die Menschen verbindet viel mehr als es scheint. Sie sind sich dessen nur meistens nicht bewusst, denn das was immer da ist wird nicht so hochgeschätzt, wie das was exotisch ist, z.B. die Urlaubsreise nach Australien.

Die meiste Zeit aber verbringt der Mensch an seinem Wohnort und es liegt daher nahe genau da anzusetzen und Gemeinsamkeiten zu entdecken, gemeinsames Handeln zu entdecken.

Eine Gemeinde ist auf mündige und engagierte Bürger*innen angewiesen. Es liegt daher in ihrem ureigenen Interesse die Bürger*innen zu animieren gemeinsam zu handeln und sich einzubringen für ihre direkte Umgebung. Das muss aber auch gefördert und als erstrebenswert angesehen werden. Eine Gemeinde, die sich nur darauf verlässt, dass es schon genügend Einwohner gibt, die sich engagieren und gemeinsam etwas auf die Beine stellen wird erleben, dass ein Verein nach dem anderen das Handtuch wirft, weil sich eben nicht mehr genügend Menschen finden.

Mein Vorschlag ist ein Paradigmenwechsel. Ein Ehrenamtstag alle zwei Jahre ist ok, aber bei weitem nicht genug. Die permanente Unterstützung gemeinsamen Handelns und der explizite Ziel Bürger*innen in ihrem Engagement zu bestärken muss in der Verwaltung und in der Politik Allgemeingut und Ziel werden. Am Ende bedeutet es, statt Vereinsleben und gemeinsames Handeln zu erschweren, es im Gegenteil zu unterstützen und das nicht nur ideell, sondern auch finanziell. Gemeinsam handeln bedeutet auch die Bürger*innen stärker einzubeziehen, wie ich es bereits in meinem Blog erläutert habe: Demokratie stärken – Bürgerbeteiligung verbessern (https://wolfgang-goltsche.de/2021/02/13/demokratie-staerken-buergerbeteiligung-verbessern/).